Dienstag, 15. April 2008

Der Anfang

Es ist soweit. In Zukunft werde ich hier einige meiner Zeichnungen, Gemälde und Kurzfilme zu den unterschiedlichsten Themen vorstellen und über Veranstaltungstermine informieren.

Vielleicht noch etwas über mich. Mein Leben ist schon immer etwas jenseits der üblichen Pfade verlaufen, der Leser möge also manchen biographischen Sprung verzeihen. Als kleiner Junge stürzte ich mich versonnen in Märchenwelten, studierte die Pflanzenwelt und konnte tagelang in Comicuniversen verschwinden, die ich dann auch zeichnen lernte um anschließend eigene zu schaffen.

Mit 18 las ich zum ersten Mal Moby Dick und sah Wagners Tristan und Isolde und war auf einen Schlag Literatur und Musik verfallen. Moby Dick erregte dabei weniger der verrückten Handlung wegen mein Interesse, sondern weil ich zum ersten Mal begriff, wie vielstimmig und ganzheitlich die Welt ist. Dieses Buch hatte bei mir die Tür aufgestoßen, durch die ich die nächsten Jahre gehen sollte, der Pfad des Wissens und des Verstehens. Klavier habe ich eigentlich nur gelernt, um mal Wagner spielen zu können. Das kann ich zwar bis heute nicht perfekt, hat bei mir aber zumindest die Erkenntnis reifen lassen, daß das ein kleines Stück von Mozart mehr sein kann als ein Gesamtkunstwerk und mich somit von meiner Wagnerianie geheilt.

Mit 20 tauchten dann die ersten Fragen auf, wie man die Welt denn verstehen könnte. Und da hat mir ein hoffnungslos der Spielsucht verfallender Russe namens Dostojewski helfen können. Er meinte, daß man als Einzelner immens viel bewegen könne und so durch das Akzepieren von Vielstimmigkeit und Unvollkommenheiten die Menschen befähigt, selbst nachzudenken.

Dank Proust habe ich gelernt, daß die kleinste Nichtigkeit oft mehr wert sein kann, als alle Vernunft und Strukturen zusammengenommen. Man sollte also von Zeit zu Zeit den rationellen Filter vor sich abnehmen und die Realität naturtrüb genießen, sonst entgeht vieles. Während dieser Zeit habe ich angefangen zu malen und mir ist aufgefallen, daß es oft mehr Wert sein kann, über die Dinge nachzudenken und dabei erstmal zu scheitern als gleich abschließende Wahrheiten erzwingen zu wollen. Wie Renoir sagte hat die Kunst die wesentliche Aufgabe, uns von der Materie zeitweilig freizumachen, und dadurch auch das Unterbewußtsein zu entfesseln, und wenn man so will, auch Kreativität, diese allzu-gebrechliche, stets unterdüngte Pflanze, zum Blühen zu bringen.

2001 habe ich dann 2001 gesehen, das filmische Monument von Kubrick und bin seitdem hoffnungslos der Cinéphilie verfallen. 2001 war für mich die Erkenntnis, daß Film nicht nur Kunst ist, und somit jedem Montaigne, jedem Tizian und Beethoven gleichzusetzen ist, sondern daß er als DIE Kunst des 20. Jahrhunderts (richtig angewendet) die Menschen genauso vorranbringen kann wie es Literatur, Malerei und Musik vermögen. Von da an startete eine Odyssee von Kubrick über Hitchcock zu Truffaut und von da an zu Chabrol, Rohmer, Godard, Scorsese, Tati, Syberberg, Straub, es wäre müßig weiterzumachen, weil die Namen für mich heute eher Nebensache sind und einzig zählt, ob der Künstler mich in irgendeiner Weise anspricht oder nicht. Wie Godard sagte: Film ist die Sicht einer Generation auf ihre Welt.

Während meiner Hochschulzeit — ich studierte Wirtschaftsingenieurwesen und diplomierte über neue Ansätze zur Wachstumstheorie — konnte ich mit zudem Vorträgen über Film und Literatur immer mehr meiner Passion widmen. Nach dem Studium habe ich alles auf eine Karte gesetzt und mich an der Sorbonne eingeschrieben und eine zeitlang Französisch studiert. In Paris waren es die Cinephilie, die Liebe zur Kunst, zur Politik und die vielen Diskussionen, die mich begeisterten. Aber auch, daß der Franzose keine sofortigen Wahrheiten akzeptiert und lieber hinterfragt, während der Deutsche meint, alles sei doch klar.

Mittlerweile bin ich wieder im lauschigen Deutschland angekommen, verdiene im Familienbetrieb meine Brötchen und bin der festen Überzeugung, daß man auch jenseits der Metropolen etwas verändern kann, ja sogar muß. Wir leben da heute in einer Zeit, wo in wundersamer Weise alles möglich ist. Ich bin nach wie vor künstlerisch produktiv, und habe dieses Jahr mit der Realisierung einiger Kurzfilmprojekte begonnen, die ich hier auch vorstellen werde. L'avenir, c'est nous! Ich wünsche viel Spaß beim Lesen, Reflektieren und Kommentieren.

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