Im Atelier des Künstlers Jens Ossada fand am letzten Dienstag in Mittweida der erste Trialog statt. Dabei diskutierten in lockerer Runde jeweils drei Leute über die verschiedensten Themen. Prof. Dr. Hans-Werner Graf hat das Gespräch dabei wieder unvergleichlich moderiert und das erste Buch des Ausnahmekünstlers Jens Ossada vorgestellt.
Ich war in der Runde auch geladen und habe das kürzlich erschienene zweite Buch, Bundich, besprochen. Interessant war auch die Frage, ob es sich in einer Kleinstadt nicht ruhiger arbeiten läßt als etwa in einer Großstadt.
Hier meine Rezension des Buches Bundich:
Im Anfang war die Tat. War das erste Buch des Mittweidaer Künstlers Ossada noch stark von Rebellion gegen die Konventionen geprägt, ist er nun ganz im künstlerischen Alltag angekommen. Mit einem Bündel an Fragen im Gepäck begibt sich hier auf die Suche. Er hält Ausschau nach dem Wesen Mensch und sucht einen Schlüssel zum Verständnis dessen zu finden. Dabei ist ihm alles gleich wichtig und er hütet sich, allzu schnelle Urteile zu fällen. Ossada ist im Grunde seines Herzens ein Idealist, und um die Welt um ihn herum zu verstehen, schafft er sich ein imaginäres Alltags-Ich, Bundich. Dieses Buddha und Ich hilft ihm beim Verständnis der im Buch aufgeworfenen Fragen: wie hältst du's mit Provinznazis, deutschem Konsumverhalten und Frauen? Und schnell wird klar: dieses Buch dient dazu, Erlebnisse zu reflektieren, zu verarbeiten und dann in eigene Kunst zu transformieren. Ossada endet mit der Feststellung, daß EIN Weltbild nicht exisitert. Diese Erkenntnis, daß sich die Welt nicht in Schneekuppeln zwängen läßt, sondern wie bei Dostojewskij immer polyphon ist, beschließt ein schönes Büchlein eines vitalen Künstlers.
Die Tageszeitung Freie Presse hat am 11. April 2008 über die Veranstaltung berichtet. Einen Mitschnitt des Gesprächs kann man auf der Seite des Künstlers hören.
Der nächste Trialog findet am 6. Mai statt, in welchem wir Jonathan Littells kontroversen und überraschenden Erfolgsroman Les Bienveillantes/Die Wohlgesinnten (Prix Concourt, Prix de l'Académie française) besprechen werden. Interessant dürften auch die Bezüge zum Kino werden, etwa zu Lanzmanns Shoah oder Viscontis La Caduta degli dei. Als Dritte in der Runde wird dabei Frau Prof. Dr. Schmidt von der hiesigen Hochschule am Gespräch teilnehmen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen